Ein Beispiel vorab zum Verständnis:
Stellen Sie sich vor, Sie sind Maurermeister und auf der Suche nach einem Fachmann der für Sie eine Mauer errichten soll. Drei Ihnen fremde Personen werden vorstellig und erzählen, dass sie die Kompetenz besitzen, diese Mauer zu bauen. Wie finden Sie heraus, ob diese drei Personen mauern können? Nun, wie in der Praxis üblich werden Sie sich das handwerkliche Geschick vorführen lassen um zu entscheiden wer der kompetentere Maurer ist. Dieses Vorführen von Fähigkeiten/ Fertigkeiten im Bezug auf eine bestimmte Sache wird im R-K-P Modell (P)=Performanz genannt. Eben, wie im Theater das Vorführen einer Kunstfertigkeit als Performance (englisch für Durchführung, Aufführung, Darstellung, Leistung) bezeichnet wird. Da es im R-K-P Modell auch um das Sichtbarmachen von Kompetenz geht, wird die Performanz als eine Art von „sichtbarer Prozesskontrollmöglichkeit“ benötigt.
Sie wissen also nun, wer von den drei Maurern mauern kann. Voraussichtlich können Sie sogar auf der Grundlage der gezeigten Performanz entscheiden, wer der bessere Maurer ist. Wie kann jedoch im Sinne von kompetenzorientiertem Lernen erklärt werden, wie es zu dieser Performanz kommt? Hier kommt der Begriff (R)=Ressource ins Spiel. Das R-K-P Modell versteht Ressource als menschlichen Speicher. In diesem Speicher finden sich Kunstfertigkeiten, die Skills (englisch für Fähigkeit, Fertigkeit, Können, Qualifikationen) einer Person. Teils wurde diese bereits durch vergangene menschliche Aktivität „an die Oberfläche gefördert“. Teils liegen sie noch im Verborgenen und sind noch unentdeckt. Eben im Sinne von Ressourcen, die es gilt, über z. B. Erziehungs- oder Bildungsunternehmungen ins Sichtbare (Performanz) zu fördern.
Ob nun aber eine Person inkompetent, kompetent oder gar megakompetent in einer Sache ist, ist im Sinne des R-K-P Modell von zwei wesentlichen Faktoren abhängig, die sich gegenseitig bedingen. Einerseits von der Anzahl der Skills, die eine Person in einer bestimmten Performanz nutzen kann. Andererseits von der Verknüpfungsgeschwindigkeit dieser Skills untereinander, über die diese Person verfügt, um diese bestimmte Performanz zu ermöglichen (vgl. auch den Begriff Plastizität). Es versteht sich, dass es sich bei der Generierung von Kunstfertigkeit nicht um einen einzigen Moment handeln kann. Der Fokus liegt auf dem Prozess der immer wiederkehrenden Generierung. Somit ist die Performanz einer Kompetenz die sichtbar gewordene Abwechslung des Zusammenspiels von „geförderten Skills“ und deren Verknüpfung untereinander.

Das Lehren und Lernen im Sinne des R-K-P Modells verläuft in einer Spiralbewegung. Innerhalb dieser Spiralbewegung treffen z. B. vorhandene personale Skills, auf Skills, die z. B. institutionell verlangt werden, verknüpfen sich untereinander und schaffen so eine erweiterte Kompetenzgenerierung. Didaktisch konkret ist es somit der Lehrende der seine Lernenden zunächst in der sachbezogenen Performanz beobachtet. In der konkreten Planung einer pädagogischen Aktivität (Unterricht, Angebot) gilt es dann ein Lernarrangement zu gestalten, dass die in der Performanz wahrgenommenen Skills und jene Fähigkeiten und Fertigkeiten die institutionell erwartet werden (Lehrpläne, Bildungsempfehlungen etc.) herausfordert. Hier setzen die Ideen von Lerngeschichten und Lernsituationen an, die in ihrer Sinnigkeit an einen Berufs- und/ oder Lebensweltbezug gekoppelt sind. Kompetenz generiert sich somit spiralförmig aus vorhandener Ressource und wird in der Performanz unter Beweis gestellt. Kompetenz wächst so quantitativ durch das Fördern von Fähigkeiten und Fertigkeiten aus der personellen Ressource und qualitativ durch die Auseinandersetzung und Übung mit diesen Skills, im Sinne einer zunehmenden sachdienlichen  Verknüpfungsgeschwindigkeit (vgl. Deutsch, M. 2010: Kompetenz in der Unterrichtsdidaktik)

Autor: matthias.deutsch(at)schulinspiration.de